Verrichtungsstätte mit Steuerrad und Rückspiegel

Ist es nicht ein interessantes Wortungetum? Die Verrichtungsstätte findet Eingang in die juristische Fachsprache, um Orte der zwischenmenschlichen Begegnung in regulierbare Details zu zerhacken – aber nur, wenn Geld den Besitzer wechselt, und dann auch nur, wenn die Begegnung das Reich des Sexuellen berührt.

Als Hobbylinguistin (Sprachwissenschaften als Pensionshobby 2 Semester slightly “anstudiert”) finde ich bemerkenswert, dass gerade im Feld der Sexarbeit ein derart brachial-technischer Begriff verwendet wird, um einen Ort mit Bedeutung aufzuladen. Ähnlich körpernahe Dienstleistungen sind Tätowieren, Massage, Kosmetik, Friseur etc. Niemand käme auf die Idee, in diesen Kontexten von “Verrichtung” als Dienstleistungserbringung oder von “Verrichtungsstätte” als deren Ort zu sprechen. Warum also bei der Sexarbeit?

Als wäre es notwendig, eine innere Distanz aufzubauen vor dem offenbar schier Unvorstellbaren, was hier geschieht. Verrichtung lässt keine erotischen Bilder entstehen (außer man erotisiert die Vorstellung von der emotionslosen, kalten Verrichtung). Spricht man von Verrichtung, stellt man sicher, dass keiner der Anwesenden sich allzu unzüchtige Dinge vorstellt, man will ja sachlich bleiben. Wobei hier weiter zu hinterfragen wäre, warum Sachlichkeit und angenehme, erotische Gedanken eigentlich als einander ausschließend betrachtet werden. Als sollte etwas gezähmt werden. Etwas Wildes, Gefährliches. 

“Verrichtung” tangiert darüber hinaus auch die Sphäre der unaufschiebbaren, körperlichen Ausscheidungsbedürfnisse, denn immerhin verrichtet man auch seine Notdurft. Die Verrichtungsstätte hat demnach zwei Anwendungsgebiete: Das WC und den Ort sexarbeiterischer Begegnung. 

Die “Verrichtungsstätte” rundet das oft so gern bemühte Bild von männlicher Sexualität ab: Als hätte der Mann einer Art Zwang nachzugeben. Als bleibe ihm nichts anderes übrig, als in regelmäßigen Abständen seinem “Trieb” zu entsprechen, sonst drohe “Samenstau” oder ein Gewaltausbruch, für den er dank Naturalisierung nichts kann: Die berühmte Dampfkesseltheorie männlicher Sexualität. 

Daher müsse er sich erleichtern, von Notdurft und Zwängen des Triebs – mittels Verrichtung

Die weit überwiegende Mehrheit der Kunden glaubt jedoch nicht mehr an dieses infantile Gschichtl über die Verfasstheit männlicher Sexualität. Die Mehrheit der Kunden sucht ein Angenommensein als ganzer Mensch, ein Gesehen- und Verstandenwerden als Person und sexuelles Wesen, die Möglichkeit, sich wirklich gefahrlos fallen zu lassen, vielleicht auch mit Wünschen, die sie sich privat nicht so zu kommunizieren trauen. Sehr oft sind Begegnungen in der Sexarbeit weitgehend ergebnisoffen und weit entfernt von der Erfüllung irgendeines Zwecks, auf den der Begriff der Verrichtung so stark abzielt. 

Unsere Kunden verrichten mit uns weder innere Zwänge, noch Notdürfte – außer dies ist Teil eines Fetischs oder Rollenspiels, natürlich. 😊 Und wenn ich für meine Kunden sprechen darf: Sie sind Menschen mit Hirn, Herz und Humor, die sich hin und wieder etwas Schönes ganz für sich gönnen. 

Um dem Begriff zu einer angenehmeren Bedeutung zu verhelfen, hab ich hier eine ganz besonders schöne Verrichtungsstätte für euch, mit Steuerrad und großem Rückspiegel. Wir haben die Wonnen bezahlter Sinnesgenüsse auf den Wogen der Lust verrichtet. Ahoi! 

 

Independent Escort Wien

…ist die einzigartige Begleitung für intelligente Menschen. ❤️ 

1 Kommentar
  1. Phorus
    Phorus sagte:

    Wenn dem Wort mit spitzer Feder und einem Augenzwinkern die Macht entzogen wird.

    Vielleicht ist das Atelier ja gar eine Fotoverrichtungsstätte….. Schönere Verrichtungen kann ich mir nicht erträumen.

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