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Sokratisches Hurengespräch

06.09.2020 Sokratisches Hurengespräch

Schönen guten Morgen ihr Lieben! Ich hoffe, ihr seid gut im Oktober angekommen. Bei mir hat jetzt wieder das Semester begonnen. Wie ihr vielleicht schon wisst, gönne ich mir ja bereits jetzt mein vorgezogenes Pensionsprojekt, Philosophie zu studieren…

Es freut mich total, mich einfach nur so, aus eigenem Antrieb/Interesse dieser Wissenschaft widmen zu können, die mir schon immer als die Basis all dessen erschien, womit ich mich in früheren Studien oder als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Uni/FH etc. beschäftigte. Ich hab keinerlei Druck, dies irgendwie beruflich verwerten können zu müssen. “Einfach so” zu studieren, das hab ich mir schon immer gewünscht. Was ich wirklich toll finde ist, dass alles digital angeboten wird und ich nicht ständig hin- und herfahren muss. Die sozialwissenschaftliche Dissertation hab ich indes an den Nagel gehängt, da ich mich nicht weiter in ein Thema vertiefen wollte – was ja nur Sinn macht, wenn man eine akademische Karriere anstrebt (und aus diesem akademischen Prekariat bin ich ja sehr bewusst ausgestiegen, einfach weil es nicht ausreichend existenzsichernd war). Stattdessen erschien es mir stimmiger, meine Basis zu vergrößern und völlig ohne beruflichen Druck, aus reiner “Liebe zum Wissen”, mich genau dieser Liebe hinzugeben.

Wie groß meine Basis ist, kann man auch anhand dieses Bildes ganz gut diskutieren, möglicherweise anhand eines sokratischen Hurengesprächs:

Der erste Text, mit dem ich mich beschäftigte, war nämlich Platons “Phaidon”, wo die letzten Gespräche zwischen Sokrates und seinen Freunden vor seiner Hinrichtung geschildert werden. Wenn Sokrates Argumentation über die Unsterblichkeit der Seele richtig ist, und sie von Körper zu Körper wandert, dann ist meine Seele mit ihrem derzeitigen Zuhause eigentlich ganz zufrieden. P) Ganz und gar nicht zustimmen kann ich Sokrates jedoch in seiner Geringschätzung des Körpers und aller sinnlichen Genüssen (und in weiterer Folge natürlich alles Weiblichen, doch über die Misogynie der alten Gelehrten wollen wir jetzt mal gnädig hinwegsehen), da diese, so Sokrates, nur die Seele von der reinen “Einsicht” abhielten. Als Philosoph/in dürfe man sich vom Körper und dessen Empfindungen nicht ablenken lassen, sonst verwachse die Seele mit dem Körper und das wäre dann beim Sterben sehr unangenehm, da die Seele sich dann nicht gscheit vom Körper lösen könne. Also, da kann ich nur sagen, vielleicht hätte Xanthippe ihn wohl ordentlich verführen sollen, den alten Knacker. Vielleicht wäre ihm dann das Licht aufgegangen, dass im Moment des Orgasmus die Unsterblichkeit ganz nahe ist, eben WEIL Körper und Seele in diesem Augenblick ganz miteinander verschmelzen. Find ich halt.

Aber an dieser Stelle lass ich es mal gut sein für heute. Vielleicht möchtest DU dieses sokratische Gespräch bei einem Date mit mir weiterführen… 🙂

Ach ja, falls jemand einen Tip für mich hat zum Latein lernen, wäre ich auch sehr dankbar. Ich muss das kleine Latinum nachmachen und verwende das Buch “Medias in res” bzw. “Mediam in grammaticam”. Wenn du schon Latein kannst – wie wärs mit einem kleinen Rollenspiel? Ich bin eine sehr gelehrige und wissbegierige Schülerin… die unter Umständen auch gerne mal den Spieß umdreht…  😛

1 Kommentar
  1. Patrik
    Patrik sagte:

    Zu lernen ist für mich vergleichbar mit dem Reisen, es bringt Wissen mit sich, verändert Einen selbst.
    Das weibliche Wunder gering zu schätzen ist ein Weg, sich zu entziehen, aus Angst nicht mehr sich lösen zu können. Dabei birgt bereits eine Annährung ungeahnte Kräfte und Entwicklungspotentiale. Das Leben bewußt zu genießen, im Lernen, im erotischen Reiz, in der Stille der Einsamkeit, im Wechsel – das ist alles Leben.
    Ich freue mich, heute dies gefunden zu haben, lesen und genießen zu können.
    Eine schöne Zeit über den Jahreswechsel wünsche ich.
    Patrik

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